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Loslassen kostet weniger Kraft als festhalten und doch ist

Verantwortlicher Autor: SIR F.E.Eckard Prinz von Strohm Windeck, 06.10.2019, 13:42 Uhr
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Windeck [ENA] Diesen Satz finde ich sehr bemerkenswert. Wie viele von uns haben das Problem, das sie nicht loslassen können oder wollen. Es gibt so viele Situationen in unserem Leben, an denen wir festhalten. Dabei fallen mir viele Situationen ein wie beispielsweise an seinem Partner, auch wenn die Beziehung entzwei ist, an den Kindern, indem man sie nicht selbständig und ihren eigenen Weg gehen lässt.

Aber auch Orte, die man nicht verlassen will, einem Haus oder einer Wohnung oder auch etwas ganz Banales, wie einem Kleidungsstück oder einem Gegenstand, mit der wir eine Erinnerung verknüpfen. Aber was bedeutet für uns Erinnerung. In der Psychologie heißt es: Sie ist die mentale Wiederbelebung früherer Erlebnisse und Erfahrungen. Dabei geht es in erster Linie um die eigenen Erlebnisse und Erfahrungen, die wir gemacht haben. Sei es als Kind oder als Erwachsener.

Bei Kindern ist es häufig der Fall, dass wenn sie in den Kindergarten kommen, dass sie dann den Schutz der Eltern aufgeben und sich von ihnen loslösen müssen. Etwas Neues, Ungewohntes kommt auf sie zu, vor dem sie Angst haben. Wenn die Kinder später Erwachsen sind können umgekehrt die Eltern die Kinder nicht loslassen, damit diese lernen ihr Leben zu meistern. Wie viele Eltern greifen und helfen den volljährigen Sprösslingen über diese Zeit weiterhin hinweg, für Situationen, für die sie mittlerweile alt genug wären, um sich selber darum zu kümmern.

Genauso treten immer wieder Menschen in unser Leben, die wichtig sind, uns eine Zeitlang begleiten, mit uns unter Umständen etwas zusammen aufbauen und dann in ihrer Entwicklung irgendwann stehen bleiben. Doch hält man aus Freundschaft an diesen Menschen fest, obwohl sie uns eher behindern oder gar schaden. Menschen sind Wegbegleiter in unserem Leben, die uns helfen uns weiter zu entwickeln. Es wird immer dann problematisch, wenn beide nicht gleichermaßen in ihrer Entwicklung voranschreiten. Damit meine ich nicht, dass der eine einen Schritt weiter ist als der andere und etwas später nachzieht.

Nein, da muss schon eine gravierende Weiterentwicklung stattgefunden haben, die der andere nicht mehr mit uns trägt und einfach stehen geblieben ist. Sei es das er nicht konnte oder wollte. Irgendwann muss man diese große Lücke erkennen und auch eine alte Freundschaft loslassen, wenn es gemeinsam nicht mehr weitergehen kann. Dies geschieht meistens dann, wenn man nur noch unterschiedlicher Meinung ist und andere Ansichten vertritt. Was bringt es uns mit aller Gewalt daran festzuhalten, wenn es uns nur noch Ärger, Missmut oder einen Streit hervorruft. Oftmals hindern uns hierbei die vielen Jahre, die uns miteinander verbunden haben, die alten Erinnerungen mit der Person und der Hoffnung, dass sich doch noch alles zum Guten wieder wendet.

Man will doch so einen Weggefährten nicht vor den Kopf stoßen oder gar verletzen, wenn man vor vielen Jahren gemeinsam durch dick und dünn gegangen war. Dies allein gilt allerdings nicht nur für Freundschaften, sondern genauso für Partnerschaften. Wie viele Ehen bleiben aus Vernunft, oder aus Angst vor dem Alleinsam zusammen? Oft sieht man, dass sie im Alter, nach dem die Kinder außer Haus sind, keine Gemeinsamkeiten mehr haben. Dies kann auch eines der Gründe sein, warum Elternteile an ihren Kindern festhalten. In ihren Kindern sehen sie noch eine Aufgabe, die sie dann verlieren würden, aber aus Egoismus wiederum das Kind selber in seiner Entwicklung blockieren. Loslassen bedeutet aber auch vertrauen.

Vertrauen darauf, dass alles gut wird und dass etwas Neues kommen oder entstehen kann. Manchmal muss man dabei über seinen eigenen Schatten springen, auch wenn es einem schwerfällt. Wenn ich mitbekomme, dass Eltern heutzutage ihren Kindern nichts mehr zutrauen, wie beispielsweise, dass einem 5. Klässler nicht zugetraut wird, allein über eine verkehrsreiche Straße zu gehen oder mit dem Fahrrad allein zu fahren, dann frage ich mich, wohin soll das führen? Man kann seine Kinder nicht rund um die Uhr beschützen. Wie sollen sie, wenn sie es jetzt nicht lernen, später einmal im Leben zurechtkommen?

Die Kinder von heute werden wegen den vermeintlich zunehmenden Gefahren immer später erwachsen und selbständig, als zu meiner Kind Zeit, da die Eltern sie stets beschützen und nicht loslassen wollen. Mit Sicherheit spielt auch hier die Rolle der Frau, die in der heutigen Zeit wegen des Geldes mitarbeiten muss, einen gravierenden Faktor. Elternteile, die sich mit Schuldgefühlen plagen, dass sie nicht genug Zeit für ihre Kinder aufbringen, versuchen dies durch übermäßige Fürsorge auszugleichen. Aber es liegt auch daran, dass sie die Zeit, die unsere Eltern früher hatten, um uns auf das Leben vorzubereiten, nicht mehr haben. Dabei profilieren sich die Eltern gerne, wer bzw. was man nicht alles für sein Kind tut oder gar veranstaltet.

Dabei profilieren sich die Eltern gerne, wer bzw. was man nicht alles für sein Kind tut oder gar veranstaltet. Leider nicht immer zum Wohl des Kindes. Diese Muster müssen wir aber erst erkennen. Das Loslassen fällt uns so unsagbar schwer. Warum ist das so? Hierfür gibt es viele Gründe. Wie bereits schon beschrieben, ist es zum einen die Angst, mangelndes Vertrauen, Egoismus, Kontrolle und die Zügel noch selbst in der Hand halten zu können, Manipulation und Eingreifen in das Leben eines Anderen, schlechtes Gefühl oder Gewissen, falsches Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein, aber auch die Gewohnheit in Form von Mustern oder Abläufen, als auch die Vergangenheit, die uns nicht loslassen will.

Dazu kommen in der heutigen Zeit auch noch der Fortschritt und der Luxus, wie beispielsweise ein Auto, Handy oder PC dazu. Wer würde schon gerne freiwillig darauf verzichten? Denn auch der Fortschritt holt uns ein. Dabei denke ich nur an die Handys, die heute jeder hat und die damit verbundene Verknüpfung weltweit. Dies ist einerseits ganz schön, andererseits jedoch verlangt es viel von uns ab und hat seinen Preis. Dabei meine ich nicht den Preis der Ware, sondern des menschlichen Zusammenlebens. Denn die Form der Kommunikation, das miteinander Sprechen hat sich seitdem drastisch reduziert und die sprachliche Ausdrucksweise ist dabei „einfacher“ geworden. Als Gegenzug dazu, können wir die Menschen weltweit besser und leichter erreichen. Nu

Nur, wie gesagt, der sprachliche Umgang, dass man abgehackt schreibt, spiegelt eine verbal gestörte Kommunikation dar, die dadurch zum Teil auch gar nicht mehr stattfinden kann. Das ist der Preis des Fortschritts den aber keiner mehr loslassen will. Genauso ist es mit dem Fortschritt, der aus Gründen der Hygiene und Haltbarkeit gemacht wird. Alles ist nur noch in Plastik verpackt, obwohl wir damit unserer Umwelt schaden. Hier ist der Aspekt Bequemlichkeit. Uns wird dies alles als eine positive Entwicklung verkauft und keiner achtet auf die Folgen. Loslassen ist unbequem und sehen wir im Sinne des Fortschritts als einen Rückschritt an.

Loslassen ist unbequem und sehen wir im Sinne des Fortschritts als einen Rückschritt an. Dort, wo es der heutigen Jugend leicht fällt loszulassen sehe ich bei Gott. Wie viele treten aus der Kirche aus und wenden sich von ihm ab. Viele junge Menschen wissen so gut wie nichts mehr von Jesus seiner Geschichte. Oft kennen sie keine Feiertage bzw. wissen deren Bedeutung nicht mehr. Gerade hier, wo wir mit Gott verbunden sind, fällt es uns leicht so einfach loszulassen. Warum ist das so? Liegt es daran, dass er für diese Generation nicht mehr greifbar ist? Warum können die Kirchen Gott den Menschen nicht mehr rüberbringen? Erst vor Kurzem hörte ich im Fernsehen die Frage, war Jesus katholisch oder evangelisch? Die Antworten waren katastrophal.

Oder, wie hieß der Sohn von Maria und Josef? Es war traurig und erschreckend, was die Befragten von sich gaben. Vermutet wurde Josef der 2. Oder Lukas. Sowohl jüngere als auch ältere Leute haspelten und rieten dabei rum. Jedoch, wenn die Not am größten ist, da fällt Gott uns gerade noch ein und man spricht dann ein Gebet. Sich von Gott abzuwenden kostet den Menschen kaum Kraft, da ihnen die Verbindung zu Gott nicht wirklich bewusstgemacht wird und wurde. Was man nicht weiß und nicht sieht, zudem fehlt nun mal der Bezug. Es ist wie bei einem Vater, der sich bei seinem Kind nie sehen lässt. Nur sollte jeder bedenken, um wie viel leichter unser Leben ablaufen würde, wenn wir diese Verbindung erkennen könnten.

Hier liegt es in der Selbstverantwortung der Menschen, sich damit auseinanderzusetzen. Aber auch hier halten uns immer wieder alte Dogmen ab, die die Kirchen selbst geschaffen haben. Doch wenn man will und mit klarem Bewusstsein Dinge hinterfragt, dann findet man auch eine Antwort darauf. Nicht umsonst hat die Sehnsucht zur Spiritualität in den letzten Jahren so zugenommen. Wenn man bedenkt, dass in dem Wort Spiritualität das lat. Wort spiro „ich atme“ bedeutet und Gott uns seinen Atem einhauchte, spätestens dann sollte jeder die Verbindung zu unserem Himmlischen Vater erkennen. Jeder Einzelne sollte sich daher bewusst seine Gedanken darüber machen, was für ihn gut ist und von was oder wem man sich loslösen sollte.

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